JPs historische Tischlerarbeiten sind weiterhin eine Grundlage für seine Beziehung zur Musik; das Yin zu seinem Yang, der Burt zu seinem Ernie, die Dolly zu seinem Porter. Durch diese parallele Tätigkeit lernte er einen anderen Sänger mit zwei Initialen kennen, der eine Vorliebe für alte Americana-Musik, obskure Filme und übermäßig aufwendige Zubereitung ethnischer Mahlzeiten hatte: einen gewissen JD McPherson. Die beiden wurden schnell Freunde und betraten schließlich, nach vielen Wendungen, Fehlstarts und biblisch verhältnismäßigen Plagen, ein bescheidenes Studio in Nashville, um Harris‘ neuestes Album aufzunehmen.
Im Laufe von neun Monaten im Jahr 2023 nahmen sie ein mal üppiges, mal spärliches und mal schrilles Country-Album mit Harris‘ Originalen auf und unterdrückten lautstark und heftig jeden Versuch, einen Song in ein Subgenre der Country-Musik einzuordnen. Nur Alben von Lee Hazelwood und ein obskures Folk-Album, das Waylon Jennings machte, als er noch kurze Haare hatte, durften erwähnt werden. Mit Gastgesang von Erin Rae, The Watson Twins, Shovels & Rope und Produzent JD McPherson selbst ist die Platte zu gleichen Teilen Satire, Reflexion und Entschuldigung an diejenigen, die zuhören wollten.
In einer musikalischen Landschaft aus zeitgetreuer Reproduktion, „Outlaw“-Internet-Gehabe und angesagten Country-Varianten brennt „JP Harris Is A Trash Fire“ hell wie ein Müllcontainer auf einem Walmart-Parkplatz in einer mondlosen Nacht; manche werden es fürchten, manche werden sich von seiner beißenden Wärme angezogen fühlen und die meisten werden keine Ahnung haben, was sie mit der Situation anfangen sollen. Harris hat die definitiven Grenzen der „Country-Musik“ mit jedem Album stetig weiter verschoben, sowohl klanglich als auch textlich, und sein neuestes Stück selbstbeschriebenes „Avant-Country“ ist keine Ausnahme.